Julbo Vertical Session

Profi: Christophe Dumarest - Amateur: Antoine Rolle 

Text: Meryll Boulangeat - Fotos: Marc Daviet


Karte



EIN ARKTISCHES ABENTEUER


Gigantische Granitwände von bis zu 700 m Höhe über tiefen Fjorden. Wilde Landschaften umgeben von rauen Küsten auf der einen Seite und Eiszungen auf der anderen Seite auf über 80% der Fläche. Hier in Grönland hat der Freizeitbergsteiger Antoine Rolle, der unter gut 40 Kandidaten für die Julbo Vertical Session 2016 ausgewählt worden war, gemeinsam mit dem Profi-Bergsteiger und Hochgebirgsführer Christophe Dumarest ein einzigartiges Abenteuer erlebt. Nachfolgend ein Rückblick auf ihren aufregenden Trip, der durch die Eröffnung einer neuen Bigwall Route im sehr entlegenen Gebirgsmassiv Fox’s Jaw gekrönt wurde.


"Wenn das geheimnisvolle Unbekannte und das Abenteuer wichtige Triebkräfte für einen Bergsteiger sind, kann man sich vorstellen, welche Anziehungskraft Grönland auf einen ausüben muss."

Christophe Dumarest



ZWEI MÄNNER - EINE HERAUSFORDERUNG


Antoine Rolle

ANTOINE ROLLE, JUNG UND UNERSCHROCKEN...

Für den aus Nizza stammenden Südfranzosen wäre die Teilnahme um ein Haar ins Wasser gefallen. Denn an den beiden Tagen der Endauswahl war er angeschlagen und konnte sein Können nicht maximal präsentieren. Doch obwohl er nicht in Topform war, überzeugte er die Jury und gewann den die Traumreise nach Grönland an der Seite von Christophe Dumarest. Der erst 25-Jährige, der seit Kindesbeinen mit Begeisterung Berge besteigt, kann bereits eine beeindruckende Alpinistenlaufbahn vorweisen. So kletterte er bereits in Alaska und Bolivien, wo er einige Routen eröffnete, und kann auch in den Alpen einige anspruchsvolle Besteigungen vorweisen wie die des Eiger, des Matterhorns und der Grandes Jorasses. Seit Januar 2015 ist er Mitglied des GEAN (Jugendsportkader des französischen Bergsteigerverbands). Der Inhaber eines Master- Abschlusses für Raumplanung im Gebirge absolviert zurzeit eine Ausbildung zum diplomierten Bergführer und hofft einen Job zu finden, in dem er beide Kompetenzbereiche anwenden kann.




CHRISTOPHE DUMAREST, BERGSTEIGER UND WELTENBUMMLER

Christophe Dumarest hat mit seinen 36 Jahren, angetrieben durch seine große Bergsteigerleidenschaft, schon mehrfach die Welt umrundet. Der renommierte Bergsteiger teilt seine Zeit auf zwischen privaten Projekten, der technischen Beratung verschiedener Marken und seinem Beruf als Hochgebirgsführer. Christophe stammt aus Annecy und entdeckte seine Liebe fürs Bergsteigen schon sehr jung. Als er seinen ersten 4000er bestieg, war er noch nicht einmal 10 Jahre alt. Seitdem hat er mehrere Erstbegehungen und Wiederholungen extremer Routen in Eis und Fels absolviert. Und in dieser Vielseitigkeit auf höchstem Leistungsniveau liegt auch seine besondere Stärke. Wenn man Christophe fragt, was ihn am Bergsteigen am meisten begeistert, antwortet er: "Ich liebe es, tagelang in den Bergen unterwegs zu sein, und einen Gipfel nach dem anderen zu besteigen. Das sind Momente, die man nie wieder vergisst." Da versteht man, warum Grönland - einer der seltenen Orte auf der Welt, wo man noch Routen eröffnen kann - das perfekte Ziel für diesen Trip war.




Christophe Dumarest



"Christophe war ein bisschen wie ein großer Bruder. Er hat mich an seiner Wahnsinnserfahrung teilhaben lassen. Ich habe von ihm auf verschiedenen Gebieten viel gelernt."

Antoine Rolle



LAND AT THE END OF THE EARTH


Landung auf der Schotterpiste des Flughafens von Kulusuk, rundum unberührte Landschaften soweit das Auge reicht. Man fühlt sich schon ganz weit weg von allem, ehe man den Flughafen überhaupt verlassen hat. Erleichtert, dass all ihr Gepäck mitgekommen ist, treffen die beiden Bergsteiger auf Siggy.


"Uns hatte es mit einem Mal an einen der entlegensten Orte der Welt verschlagen. Noch nie habe ich mich gleich nach dem Verlassen des Flugzeugs so weit weg von allem gefühlt. "

Christophe Dumarest


Kapitän

Der isländische Skipper und "Kapitän Haddock der nördlichen Meere" erwartet sie für den ersten Teil des Abenteuers: eine Überfahrt bis zum Fjord Tasilaq, von dem aus es zu Fuß weiter bis zum Gebirgsmassiv Jaw’s Fox geht. Auf der Fahrt sehen sie Eisberge, Nordlichter, Wale und Seehunde... Das Abenteuer hat begonnen.


"Wir kamen durch das Dorf Kuumiuut mit seinen farbenfrohen Häuschen. Wie ist es nur möglich, in einer so einsamen Gegend zu leben? Uns gingen viele Fragen durch den Kopf: wovon leben die Menschen hier eigentlich im Sommer? Und wovon erst im Winter?"

Christophe Dumarest
Village in Greenland



SO FÜHLT SICH EINE ERSTBEGEHUNG AN


Über dem Polarkreis sehen die beiden von Siggys Boot aus endlich zum ersten mal die Gebirgskette des Fox’s Jaw. Der Anblick dieser Steilwände ist atemberaubend. Nachdem die beiden an Land gegangen sind, heißt es, zu Fuß das Basislager zu erreichen. Zwei Tage Fußmarsch bei Bedingungen, die alles andere als einfach sind: Durchqueren von Furten und Flüssen mit eisigem, 2° C kaltem Wasser und starker Strömung. Bis zu 50 kg schwere Rucksäcke mit allem was man für drei Wochen so braucht.... machen die Aufgabe nicht leichter. Da muss alles auf den Punkt optimiert sein. Bergsteiger- und Kletterausrüstung, Campingausrüstung und ein 355-Magnum-Gewehr... denn in dieser Gegend gibt es Eisbären... mit der Großkaliber-Waffe am Mann geht man auf Nummer sicher.

Fox's Jaws

"Überwältigt von der immensen Dimension und Unberührtheit dieser Landschaft laufen wir wie magisch angezogen, immer weiter Richtung Fox’s Jaw!"

Christophe Dumarest



Crossing a river



Nach Monaten der Vorbereitungen und einem langen Fußmarsch, kommt das Ziel endlich in Sicht: und wirkt mit den Gebirgsbächen, Blumenwiesen über denen riesige Granitwände thronen, regelrecht idyllisch. Hier schlagen sie, fernab jeglicher Zivilisation, ihr Basislager auf. Dabei schweift ihr Blick immer wieder über das Gebirgsmassiv mit den enormen Felswänden. Sie sind begeistert, denn es ist genauso wie sie es sich vorgestellt haben.

Schon bald beginnt die Suche nach der optimalen Route. Einen ganzen Tag lang verbringen sie damit, eine logische Linie am rechten Teil des "Backenzahns", dem zweiten Zahn der Bergkette, zu planen. Als sie vor dem Berg stehen, kommen leichte Zweifel auf. Doch diese sind wie weggeblasen als beide oben ankommen. Bei der zweiten Länge erleben wir eine kalte Dusche... Denn an einem Felsvorsprung entdecken wir eine Schlinge: hier sind wir nicht die Ersten! Nachdem Antoine und Christophe die Enttäuschung verdaut haben, richten sie ihren Blick auf die.  Die beiden finden schnell ihren Enthusiasmus wieder als sie sich darüber im Klaren werden, dass ihre Vorgänger hier aufgegeben haben müssen. Denn ohne jeglichen ersichtlichen Riss, scheint diese Verschneidung undurchsteigbar. Christophe versucht es trotzdem. Diese Schlüsselpassage, mit zwei Friends in einem nicht gerade soliden Felsschuppen, der zu wackeln scheint, ist einer der tückischsten Abschnitte dieser zwischen 6b und 7b einzustufenden Wand. Doch schließlich schafft es Christophe. Er bringt 50 m weiter oben eine Zwischensicherung an und stößt dann einen Jubelschrei aus. Sechs Längen später legen beide erschöpft und vom eisigen Wind durchfroren erst einmal eine Pause ein.

Nach einem Ruhetag setzen Antoine und Christophe, die sich mittlerweile an die Kälte gewöhnt haben, ihren Aufstieg fort. Sie gehen jetzt entspannter an die Sache als zu Beginn. Antoine genießt das letzte, technisch sehr anspruchsvolle Stück dieser Granitwand. Oben erwartet sie eine atemberaubende 360° Panoramaaussicht am Schnittpunkt zwischen Erde, Meer und Eis. Die Erstbegehung ist gelungen, das Ziel erreicht! Die beiden genießen diesen einzigartigen Moment.

Climbing

"Nichts Großes ist je ohne Begeisterung geschaffen worden", sagte einst Emerson. "Das trifft sich gut, denn wir sind hoch motiviert!"

Christophe Dumarest

 Kletterei

Climbing



Das Wetter meinte es gut mit dem Team. Die Erstbegehung ist gelungen und die Witterungsbedingungen legten ihnen keine Steine in den Weg. Das war ein riesiges Glück und alle waren erleichtert, denn im hohen Norden können einem Wetterkapriolen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Der Trip stand letztendlich unter einem guten Stern, denn die Sonne schien fast jeden Tag. Und als der Wind zu heftig wurde, legten die beiden Kletterer einfach einen Zwangsruhetag ein und nutzten die Zeit, um auf den herrlichen Felsblöcken gleich neben ihrem Basislager Kletterübungen zu machen.



"Eine neue Route zu eröffnen ist ein Privileg, erfordert aber auch ein ordentliches Maß an Verantwortung. Denn man weiß erst dann, ob die Route machbar ist, bzw. ob man ihr gewachsen ist, wenn man sie selbst klettert."

Christophe Dumarest
Climbing Blocks



Die beiden tauchen ein in die fremde Kultur fern von ihrer Heimat und machen sich mit lokalen Sitten und Gebräuchen vertraut. In ihren Kajaks erkunden Sie die majestätischen Eisberge im Meer. Ein spaktakuläres Freiluftmuseum! Das Abenteuer geht zu Ende. Eingelullt von den unwirklich scheinenden Lichtern des hohen Nordens und den nicht enden wollenden Tagen, fragten sich die beiden am Ende fast: "War das alles vielleicht alles nur ein Traum?"



Kayaking


"Ich werde diese Lichter und Landschaften von Grönland wohl nie vergessen, ich glaube sie werden mir für immer in mein Gedächtnis eingebrannt sein."

Christophe Dumarest

Sonnenuntergang

DAS TEAM

Team

Ein großes Dankeschön an Christophe Dumarest, Bergsteiger
Antoine Rolle, Gewinner der Vertical Session
Martin Elias, Hochgebirgsführer
Bruno Peyronnet, Produzent
Marc Daviet, Fotograf.



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